Interview mit FVA Schiri Alessio Remili

Schiris gesucht - Werde Schiedsrichter

Hallo Alessio. Du pfeifst seit einigen Jahren für den FV Alemannia Bruchhausen. Könntest du dich bitte zunächst einmal kurz vorstellen?

Weshalb pfeifst du für den FVA?

Antwort:
Hallo Horst,
ich bin 19 Jahre alt, studiere Lehramt und bin ehrenamtlich als Schiedsrichter für den FVA unterwegs. Ich pfeife momentan Herren Landesliga und bin als Schiedsrichterassistent in der Verbandsliga unterwegs. Da ich in der Jugend lange für den FVA gekickt habe und ich mich mit vielen Verantwortlichen sehr gut verstehe, ist es naheliegend, dass ich dies für den FVA tue.

Wie und in welchem Alter bist du zur Schiedsrichterei gekommen?
Antwort:
Zur Schiedsrichterei bin ich mit 11 Jahren relativ früh gekommen. Damals wurde ich von unserem Jugendleiter Rolf Brendel gefragt, ob ich die E- oder F-Jugend-Turniere pfeifen könnte. Da hat es mir schon Spaß gemacht und so konnte ich es fast nicht erwarten die SR-Ausbildung mit 12 dann machen zu dürfen.

Wie lief bei dir deine Patenschaft ab, was konntest du mitnehmen?
Antwort:
Damals war es noch nicht üblich, dass man einen festen Paten hatte und so wurde ich von zwei verschiedenen Paten betreut. Trotzdem hatte man ein Gefühl, nicht alleine zu sein und hat auch gutes Feedback bekommen, was gut und was nicht gut war. Heutzutage ist das etwas anders: Man bekommt einen festen Paten an die Seite, der bei den ersten 3 bis 4 Spiele dabei ist und einen betreut.

Was passiert nach der Patenschaft; Ist man dann auf sich alleine gestellt?
Antwort:
Bei weitem nicht: Zum einen sind die Paten immer für einen da, wenn Fragen aufkommen und zum anderen ist jeder Neuling erstmal im Juniorenkader und bekommt dort weiter die Möglichkeit, einmal im Monat an der Sitzung teilzunehmen und sich fortzubilden. Natürlich muss man die Spiele dann alleine leiten, jedoch gibt es immer Ansprechpartner an die man sich wenden kann, wenn man Fragen hat oder Probleme auftauchen.

Welche Vorteile siehst du bei der Schiedsrichterei?

Antwort:
Es gibt viele Vorteile, die die Schiedsrichterei mit sich bringt: Bei mir konnte ich vor allem den Vorteil der Persönlichkeitsentwicklung und das wachsende Selbstbewusstsein wahrnehmen. Natürlich hat die Schiedsrichterei auch andere Vorteile wie den freien Eintritt in alle Stadien deutschlandweit oder die Spesen. Jedoch sind diese für mich eher nebensächlich.

Wie gehst du mit Kritik um?

Antwort:
In einem so emotionsgeladenen Sport wie dem Fußball kommt es natürlich immer wieder vor, dass man als Schiedsrichter mit Kritik umgehen muss. Ich finde es immer schön, wenn man mit Trainer und Verantwortlichen nach dem Spiel sachlich diskutieren kann. Wenn es aber persönlich wird, teile ich es demjenigen auch mit, denn letztendlich sind wir alle gleich und möchten alle Spaß am Fußball haben.

Was macht dir Spaß sonntags spielen zu leiten?

Antwort:
Spaß macht es mir dahingehend, dass ich durch meine Spielleitung die Spiele in gewisse Bahnen leiten kann und mit Spielern agieren kann. In der Regel kann man mit allen Spielern gut reden und ihnen die Entscheidung begründen. Das verstehen die meisten dann auch. Außerdem finde ich es toll im Gespann unterwegs zu sein. Denn als SR ist man ab der Kreisliga mit Assistenten unterwegs und man tritt hier als 3.Team auf dem Platz auf und hat gemeinsam Spaß ein Spiel zu leiten.

Seid ihr neben euren Einsätzen an den Wochenenden auch sonst aktiv?

Antwort:
Oftmals wird uns Schiedsrichter nachgesagt, dass wir nur sonntags auf den Platz gehen und sonst nichts tun. Im Gegenteil: Wir Schiedsrichter haben auch monatliche Sitzungen, in denen wir Regelfragen, Viedeoszenen und aktuelle Themen besprechen und uns fortbilden. Dazu gehen viele Schiedsrichter unter der Woche trainieren und halten sich fit. Ab und zu haben wir auch SR-Trainings, bei denen wir uns gemeinsam auf Leistungsprüfungen oder die Spiele vorbereiten.

Kann man neben deinen Schiedsrichtereinsätzen auch noch selber kicken?

Antwort:

Am Anfang auf jeden Fall. Ich habe bis zur A-Jugend selber gespielt und trotzdem sehr oft gepfiffen. Wichtig ist, dass man sich dann die Zeit einteilt, dann bekommt man das alles hin. Irgendwann muss man sich natürlich entscheiden, was einem wichtiger ist. Bei mir war es die Schiedsrichterei, da ich beim FVA auch sehr große Konkurrenz auf der Torwartposition hatte. Bis dorthin hat man aber so viele Spiele geleitet, dass man sich klar entscheiden kann, was einem wichtiger ist.

Welche Spiele bekommt man und wie bekommt man sie?
Antwort:
Welche Spiele man bekommt ist komplett offen. Natürlich ist jeder gerne in seiner höchsten Leistungsklasse unterwegs. Es gehört aber auch dazu mal ein paar Klassen darunter eingeteilt zu werden. Eingeteilt werden wir über das dfbnet von unseren Kreiseinteilern und Verbandseinteiler meist 1 bis 2 Wochen im Voraus.

Wie kommst du zu den Spielorten?
Antwort:
Viele jüngere Schiedsrichter fragen sich das sicherlich auch. Ich hatte das Glück, lange Zeit von meinen Eltern zu den Spielorten gefahren zu werden. Ich habe es aber auch geschafft mit ÖPNV zu den Spielen zu kommen. Darauf nehmen die Ansetzer dann auch Rücksicht und geben einem Spiele mit guter Anbindung.

Wie viel bekommt ein Schiedsrichter pro Einsatz?
Antwort:

Das ist abhängig von der Spielklasse: In der D-Jugend fangen wir mit 14,50€ pro Spiel plus 0,30€ pro gefahrener Kilometer an. In meiner aktuell höchsten Spielklasse erhalte ich 52€ pro Spiel plus Kilometer. Das ist schon ein gutes Taschengeld, das man sich dazu verdient, auch wenn man es natürlich nicht für das Geld macht.

Welche Tipps würdest du Schiedsrichter-Neulingen mitgeben?

Antwort:

Wichtig ist, dass man Schritt für Schritt macht und sich mit jedem Spiel verbessert bzw. Erfahrungen dazu gewinnt. Mit über 300 Spielen habe auch ich ab und zu neue Szenen, die ich noch nicht hatte und besser lösen könnte. Das merkt man sich und versucht es, dann beim nächsten Mal besser zu machen. Insgesamt hilft es am besten, wenn man so viel wie möglich pfeift, denn man gewinnt an Erfahrung und man findet seine Linie bei der Zweikampfbewertung, die aber bei jedem anders ist. Hier hat es vielen geholfen, sich Dinge, die man bei anderen Schiedsrichter sieht und die einem gefallen, zu übernehmen. Man sollte aber nie eine ganze Spielleitung übernehmen, denn das geht meistens schief.

Hast du sonst noch Anmerkungen oder Anregungen?

Antwort:

Ja ich würde mir wünschen, dass gerade ein paar Jugendspieler es wagen, den Perspektivwechsel vorzunehmen, denn es hat nur Vorteile, auch wenn man merkt, dass es nichts für einen ist. Denjenigen, die sich zum Lehrgang anmelden, wünsche ich gutes Gelingen und viel Spaß und viel Erfolg bei den ersten Spielen. Allen anderen wünsche ich frohe Weihnachten und einen guten Rutsch.

Vielen Dank Alessio für deine Ausführungen. Wir hoffen du konntest bei einigen Lesern dieses Interviews die Lust an der Schiedsrichterei wecken, dass sich möglichst viele Leser bei dir melden und wir als Verein unseren Schiedsrichtern und dem Badischen Fußballverband damit etwas weiterhelfen können.

Wie kann man sich mit weiteren Fragen an dich wenden?

Antwort:

Ich bin jeder Zeit unter meiner E-Mail-Adresse alessioremili_sr@t-online.de erreichbar und beantworte gerne Fragen zum Thema Schiedsrichterei. Bei speziellen Fragen zum Lehrgang meldet euch bitte bei Fabian Hilz unter fabian.hilz.sr@t-online.de, der diesen auch durchführen wird und Neulingskoordinator in der SRVgg Karlsruhe ist.

An dieser Stelle wollen wir uns als FV Alemannia Bruchhausen nicht nur bei Dir und deinem Kollegen Michael Callahan, der auch für den FVA pfeift, sondern auch bei allen anderen Schiedsrichtern ganz herzlich bedanken, dass sie dieses Amt ausführen und Fußball erst möglich machen.

Horst Waldenmaier

Pressewart FVA Bruchhausen

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